Die Geschichte des HAP KI DO
Altertum
Die Anfänge verlieren sich in der Mythologie. Im heutigen Korea soll Tangun, der Sohn der Bärenmutter, den Widerstand der zerstrittenen Stammeshäuptlinge mittels einer besonderen Kampftechnik gebrochen haben.
Im heutigen Japan soll es der Arzt Akiyama oder Yoshitoki aus Nagasaki gewesen sein, der beobachtete, daß elastische Zweige den Schnee abschütteln, während starre Zweige daran zerbrachen.
Nach der chinesischen Version stammt der Ursprung der Kampfkünste aus der Medizin. Die Chinesen entwickelten schon vor langer Zeit Atemübungen und Gesundheitsprinzipien.
Vor ca. 2000 Jahren umfaßten die Kampfkünste alle Gebiete der menschlichen Tätigkeit, die sich auf Kampf und Kriegswesen mit und ohne Waffen beziehen. Darunter auch das Werfen und Schießen verschiedener Geräte und Geschosse, das Kunstreiten, die Militärstrategie, die Schatzkunst, die akrobatischen Tricks usw.
Mit dem Konfuzianismus (Begründer Konfuzius, 551 - 479 v. Chr.) und dem Taoismus war der Buddhismus (Gründer Siddhartha Gautama Buddha, 560 v. Chr.) die dritte geistige Kraft in Ostasien. Damals gab es eine grobe System-Einteilung in religiös-sektierische (buddhistische Klöster und daoistische Sekten) und weltliche Systeme der Kampfkünste. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen "inneren" und "äußeren" Systemen.
Die sogenannten äußeren Systeme demonstrieren schnelle, kraftvolle und vor allem harte Bewegungen. Das Training fördert Abhärtung, Kraft und Konzentration. Faust, Handkanten, Fersen, Zehenballen etc. werden besonders abgehärtet. Die Kraft der Tritte, Stöße und Sprünge forciert der Kämpfer durch einen Schrei, mit dem er sein KI (Energie) zum Explodieren bringt. Im Kampf stößt durch Blockieren Kraft gegen Kraft.
Bei den inneren Systemen dominiert die Geschmeidigkeit, das Ausweichen und die Schnelligkeit. Die innere Energie, das KI, läßt man fließen. Auf richtige Atmung wird großer Wert gelegt.
Die Verbreitung der Kampfkünste erfolgte hauptsächlich durch Mönche, die in ihrer Missionarstätigkeit von Ort zu Ort zogen. Ihre Bekleidung bestand meist nur aus einfachen Tüchern, die mit einem Seil um die Mitte zusammengehalten wurden. Als Stütze benutzten sie einen einfachen Stock. Sie bettelten nicht, sondern sorgten selbst für ihren Unterhalt. Um zu Überleben, gaben sie in den Dörfern Unterricht wie z.B. in Lesen, Schreiben, aber auch einige Kampftechniken. Durch die Betonung von Training, Willen und Selbstbeherrschung wurde der Buddhismus für die Krieger so attraktiv.
Als Ursprungsländer der Kampftechnik sind China (WUSHU), Japan (BUJUTSU), Korea (SUBAK und KWONBOP), Indien (YOGA) und Vietnam (VODAO) anzusehen.
Schon bevor im sechsten Jahrhundert n. Chr. der Mönch Bodhidharma als 28. Patriarch seit Buddha nach China mit dem shaolinschen System kam, gab es in Korea das Ringen (Ssirum) und Boxen.
Korea bestand damals aus den drei Königreichen Koguryo, Paikche und Silla. Diese hatten alle drei die konfuzianische Ethik und den buddhistischen Glauben übernommen.
In Jibong, der ersten Hauptstadt Kogyrios, und Hwangdo, der zweiten Hauptstadt, geben Wandgemälde und Grabskulpturen Hinweise und Rückschlüsse auf den Ursprung und die Verbreitung der Zweikampfsportarten.
Im Jahre 540 n. Chr. erkannte der damalige König von Silla, Chin Hung, daß die besten Kämpfer buddhistische Mönche waren. Nicht der immerwährende Krieg mit den Nachbarländern, sondern der Kampf im Inneren und untereinander veranlaßten ihn, eine unbesiegbare Streitmacht aufzustellen. Er bat die Mönche um Hilfe und holte sie an den Hof in der damaligen Hauptstadt Kjongshu. Sie hatten eine effiziente Form des Kämpfens entwickelt, der an ihre Lebensweise angepaßt war. Sie gaben ihr Wissen an die Streitmacht weiter und nannten ihre Kunst Bi-Soon, Hoshin-Sool, oder auch Yu-Sool.
Die Nachkommen verlernten mit der Zeit diese Kampfkünste im Gegensatz zu den Mönchen, die sie zurückgezogen in den Klöstern weiterentwickelten und nur sehr selten an Außenstehende weitergaben.
Von einem unbekannten General wurde schließlich ein neues Reich gegründet: Koryo (918 - 1392 n. Chr.). Von dessen Namen leitet sich der heutige Name Koreas ab. Der Untergang des Koryo-Reiches wurde durch innere Konflikte eingeleitet und das Land fast hundert Jahre lang von den Mongolen besetzt.
Als die mongolische Yüan-Dynastie in China an Macht verlor, entstand in Korea das Choson-Reich (1392 - 1910 n. Chr.). Viele der uns heute bekannten Kampfkünste entstanden in dieser Zeit.
Von 1591 bis 1598 kämpften die Koreaner gegen die Japaner, die in ihr Land eingefallen waren. Der japanische Kriegsherr war Toyotomi Hideyoshi. Er verwüstete weite Landstriche und ließ zahlreiche Handwerker und Techniker nach Japan deportieren. Erst als er starb, zogen sich die Japaner zurück.
Korea blieb ein abgeschlossenes Königreich, das sich im 19. Jahrhundert heftig gegen die westlichen politischen Forderungen sträubte. Es hielt an seinen Bündnissen mit China fest, das selbst um sein Überleben gegen den westlichen Imperialismus kämpfte. Japan, das sich zu einer neuen Industriemacht entwickelt hatte, nutzte schließlich das Machtvakuum und annektierte 1910 Korea. Von den Japanern wurde ein Verbot für die bis dahin bestehenden Kampfkünste erlassen.
Mit Ende des 2. Weltkrieges wurde Korea wieder ein freier Staat. Im Geheimabkommen von Jalta kam es 1948 zur Zweiteilung des Landes. Zwischen diesen beiden Staaten herrschte 1950-53 Krieg, der das Land verwüstete und Millionen von Menschen heimatlos machte.
Das Volk selbst litt lange Perioden hindurch unter gewaltsamer Unterdrückung, Unordnung, Revolution und Bürgerkrieg. Es war ihm auch strengstens verboten, Kampfkünste oder Selbstverteidigungstechniken zu erlernen. Dies war ein Privileg der Adligen, die das Reich regierten und beherrschten.
Durch engagierte Anhänger gelang es, HAP KI DO am Leben zu erhalten. Sie übten ganz heimlich, oft in den Klöstern hoch in den Bergen von Korea.
Eine Königin sandte ihre besten Kämpfer nach China, um dort zu lernen und zu trainieren. Sie kehrten mit neuen Erfahrungen nach Korea zurück. Als die Kampfkünste wieder erlaubt wurden, verschmolzen die alten und neuen Systeme miteinander und wurden dann als HAP KI DO bezeichnet. Gemälde an den Wänden vieler Tempel in China zeigen sehr deutlich Techniken, die im HKD verwendet werden.
Geschichte nach 1900
1911 wurde ein junger Knabe namens Choi Yong Sool (1904 - 1987) von einem Süßwarenhersteller nach Japan gebracht. Choi hatte großes Heimweh und weinte die meiste Zeit. Vom Süßwarenhersteller verstoßen, wurde Choi Straßenbettler, wo er viele Straßenkämpfe mit anderen Kindern hatte. Choi besaß eine besondere Ausstrahlung, sodaß ein gebildeter Japaner auf ihn aufmerksam wurde und ihn adoptierte.
Als er zur Schule gehen sollte, war er ständig in Kämpfe verwickelt, sodaß sein Ziehvater ihm die Wahl zwischen Schule oder dem Erlernen von Kampfkünsten ließ.
Choi wählte die Kampfkunst und studierte die waffenlosen Techniken der Samurai. Als Lehrmeister hatte er Sensei Shogaku Takeda und den AIKIDO-Begründer und bekam Unterricht im Yawara-Ryu (AI KI JUTSU).
Als Shogaku Takeda spürte, daß Japan den 2. Weltkrieg verliert, sandte er Choi Anfang 1945, vor dem Ende des Krieges, zurück nach Korea. Das japanische Yawara war bei den Koreanern nicht sehr beliebt, deshalb änderte ein Schüler von Choi diesen japanischen Namen auf den koreanischen Namen Yu Kwon Sool, was soviel wie harte und weiche Kampftechnik bedeutet.
In Korea lernte Choi von Freunden, welche von koreanischen Mönchen unterrichtet wurden, ein neues Kampfsystem. Choi kombinierte die verschiedenen Systeme und nannte das modifizierte und erneuerte Ergebnis HAP KI DO. Er kombinierte die harten Techniken wie Schläge und Tritte mit Techniken des Umleitens und der Kraftausnützung, die er aus Japan mitgebracht hatte. Auch die Handhabung mit Waffen bildet auf höherer Ebene einen wichtigen Teil im HAP KI DO. So wurde in Verbindung mit dem königlichen Hof die Fächertechniken (Fächer wurden bei allen offiziellen Anlässen verwendet,bei solchen waren Schwerter nicht erlaubt) entwickelt. Traditionelle Elemente existieren noch heute, diese beinhalten Speer, Pfeil und Bogen sowie das Schwert ebenso wie alltägliche Dinge der Mönche wie Stöcke und das Seil (welches als Gürtel getragen wurde).
Höhere Gürtelgrade des HAP KI DO beschäftigen sich auch mit der Anatomie sowie asiatischen Medizin, z.B. Akupunktur und Akupressur. Das Einrichten von Knochenbrüchen brachte ihnen die Bezeichnung "Barfuß-Doktor".
Europäische Geschichte
Durch die Weltkriege und politische Unruhen in Asien sind viele Koreaner in die USA und nach Europa ausgewandert. Viele von ihnen arbeiteten als Gastarbeiter im Kohlebergabbau im Ruhrgebiet. Einige beherrschten die Techniken des körperlichen Kampfes. In ihrer Freizeit trainierten sie mit Landsleuten in Ickern bei Castrop-Rauxel. Dort lagen auch die Anfänge des HAP KI DO in Europa.
Meister Ji Han Jae (geboren 1936 in Andung in Südkorea) gilt als Begründer des modernen HAP KI DO. Ji begann 1945 im Alter von 13 Jahren mit dem Training unter Meister Choi in der Stadt Tae Ku. Er studierte dort ungefähr 5 Jahre lang HAP KI DO, welches damals noch als japanisches Yawara bezeichnet wurde. Sein geistiges Training begann er mit 18 Jahren bei einem Taoisten namens Lee. ( Kampftechniken sowie Meditation). Eine buddhistische Nonne lehrte ihn fast 5 Jahre lang den Umgang mit der geistigen Kraft.
Ab dem Jahre 1962 war Ji 18 Jahre lang Leibwächter und Ausbildner der 300 Mann starken Leibwache des koreanischen Präsidenten Park Chung Hee. Er war auch Cheftrainer für Militär, Polizei und Geheimdienst. 1969 wurde er in die USA eingeladen und unterrichtete dort Leibwächter und FBI-Agenten. 1979 wurde Präsident Park ermordet und seine Anhänger verhaftet, so auch Ji Han Jae. Nach seiner Freilassung 1984 konnte er nicht mehr in Korea bleiben und ging zu seinen Schülern Kim Sou Bong (Düsseldorf) und Song Il Hak (Frankfurt). Hier wollte er HAP KI DO aufbauen und verbreiten, ging aber schon nach wenigen Tagen nach Amerika, wo er in San Francisco eine Schule eröffnete.
Meister Song Il Hak unterrichtete in Offenbach/Frankfurt im ansässigen HAP KI DO Verein. Dort trainierte ein ehemaliger Jiu Jitsu-Kämpfer namens Reinhold Miehm. Dieser war es gewohnt, alles nach einer strengen Reihenfolge zu erlernen, die es im HAP KI DO bislang noch nicht gab. So fertigte er Aufzeichnungen an und bestand darauf, daß die nachfolgenden Schüler genau nach dieser Reihenfolge unterrichtet wurden.
Durch den ständigen Kontakt mit Song übernahm Kim bald diese Prüfungsordnung und alsbald auch den Verein. Diese Ordnung wurde mit Kim auch in Österreich eingeführt und bis heute weitergeführt, wenn auch mit einigen Modifizierungen, die dem ständig steigenden Leistungsniveau entsprechen.
GM Kim Sou Bong verstarb am 4. August 2011 nach langer schwerer Krankheit in Düsseldorf.